Im Forschungsverbund Treat-ION werden neue und individualisierte Therapien für neurologische Ionenkanal- und Transportererkrankungen entwickelt. Ziel ist es, die Patientenversorgung nachhaltig zu verbessern. Dazu arbeitet ein Netzwerk aus nationalen und internationalen Experten eng zusammen.
Neue Erkenntnisse zum Zusammenhang zwischen genetischer Mutation und neurologischer Erkrankung liefern Forschungsarbeiten und therapeutische Studien an Zellmodellen (Tier und Mensch), die auch durch in-silico-Studien ergänzt werden. Um den Betroffenen möglichst schnell neue Behandlungsmöglichkeiten anbieten zu können, wird die Wirkungsweise insbesondere bereits lizenzierter und verfügbarer Arzneimittel (drug repurposing) untersucht.
Alle Forschungsergebnisse und Expertenwissen werden systematisch in einem speziellen Gremium (Molekular-therapeutisches Board) der Deutschen Akademie für seltene neurologische Erkrankungen (DASNE) zusammengeführt, um neue Therapiemöglichkeiten gezielt anzuwenden und im Erfolgsfall klinische Studien vorzubereiten.
Seit 2019 wird der Verbund vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. 2022 wurde der Verbund um weitere drei Jahre verlängert.
Was sind Ionenkanal- und Transporterstörungen?
Neurologische Ionenkanal- und Transportererkrankungen umfassen eine Vielzahl von seltenen neuropsychiatrischen Erkrankungen. Bekannte Ionenkanalerkrankungen sind beispielsweise bestimmte erbliche Skelettmuskelerkrankungen, zentralnervöse Erregungsstörungen wie Epilepsien oder episodische Ataxien und kardiale Arrhythmien.
Derzeit sind Therapien für die unterschiedlichen Krankheiten nur teilweise vorhanden oder unzureichend. Das Hauptziel von Treat-ION ist es, neue Therapien zu entwickeln und damit die Patientenversorgung deutlich zu verbessern.
Ionenkanal- und Transporterstörungen sind als heterogene Krankheitsgruppe durch unterschiedliche Symptome charakterisiert, wie beispielsweise Entwicklungsverzögerungen, Epilepsie, Bewegungsstörungen (episodische oder chronische Ataxie) und Migräne. Häufig treten Symptome in Kombination auf oder die Krankheiten werden durch Mutationen in den gleichen Ionenkanalgenen verursacht. Aufgrund der gemeinsamen Funktion von Kanälen und Transportern, die neuronale Erregbarkeit und ionische Homöostase zu regulieren, bestehen über die Krankheiten hinaus auch übergreifende pathophysiologische und therapeutische Prinzipien.
Die 8 Teilprojekte von Treat-ION
Projekt 1
Projektmanagement
Molekulares Therapie-Board
Projekt 2
Register
Projekt 3
Proteinstrukturen
Projekt 4
Pathophysiologie und Therapie bei SCN8A und CACNA1G assoziierter Ataxie
Projekt 5
Neue Therapien bei KCNT1 Kanalerkrankungen
Projekt 6
Episodische Ataxien
Projekt 7
Pathophysiologie von hemiplegischer Migräne
Projekt 8
Therapien für K+-Kanalopathien